Hilda | Spodek |
Hilda Spodek wurde1922 in Wien geboren und wuchs im 16. Wiener Gemeindebezirk auf, wo ihr Vater ein Bekleidungsgeschäft betrieb. Nach dem ‚Anschluss‘ 1938 wurde ihr Vater verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau und Buchenwald deportiert. Das Familiengeschäft wurde ‚arisiert‘ und Spodek durfte ihre Ausbildung zur Schneiderin nicht beenden. Nach der Freilassung des Vaters flüchtete die Familie über Triest nach Palästina, wo sie sich in Tel Aviv niederließ. In den darauffolgenden Jahren arbeitete Spodek als Schneiderin und im Verkauf. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in Cholon. |
Vollständiges Interview
Teil 1 |
in chronologischer Reihenfolge
Teil 1
HS: Der 16. Bezirk, Thaliastraße 53, dort haben wir ein Haus gehabt, und in dem Haus haben wir gewohnt, den ganzen ersten Stock bewohnt. Es waren zwei Ausgänge, von einer Seite und von der zweiten Seite…von einer rein und von der zweiten konnten wir rausgehen. Es ist uns sehr gut gegangen, bis zu dem Tag, wo Hitler einmarschiert ist. Wir haben ein gut gehendes Geschäft gehabt. Dort waren wenig jüdische Geschäfte, aber es waren…der jüdische Bezirk war der 2. Bezirk, Leopoldstadt. Die haben dort gesagt, das ist die Mazzesinsel…haben sie gerufen, die Nazis, den 2. Bezirk. Und der 16. ist der Arbeiterbezirk, und der 17. ist auch ein Arbeiterbezirk. Der 1. Bezirk…Kärntnerstraße, die tollsten Sachen und schönsten Sachen…und wir konnten uns alles leisten. Wir haben ein Kinderfräulein gehabt und eine jüdische Köchin, weil meine Eltern waren religiös…nicht übertrieben, aber sind am Schabbat nicht gefahren, man kann nicht Feuer…dazu war das Kinderfräulein und die jüdische Köchin von einem Dorf, vom Burgenland. Haben Sie schon vom Burgenland gehört? Kobersdorf…zweimal hat sie mich mitgenommen, weil ich war ein Kind, ein junges Mädel, und da bin ich mit ihr dort in Urlaub gefahren, zu ihren Eltern. Und ich habe dort das erste Mal gesehen, wie man Gänse stopft, wie die Mutter ihre…und der Vater war ein Fleischer. Die waren alle Fleischhauer, und es ist ihnen allen gut gegangen. Und sie hat bei uns gearbeitet als Köchin. Als wir klein waren, waren wir im Urlaub in der Nähe von Wien. Das heißt Hinterbrühl…Vorderbrühl. Wir haben ein Ferienhaus gemietet, und dort waren wir ungefähr bis…ich weiß nicht…so lang wir noch jung waren, klein waren. Das heißt, ich war die Älteste…ich war da noch im Alter von elf, zwölf Jahren. Und die anderen…meine gottselige Schwester, die mittlere, war drei Jahre jünger als ich. Sie ist jung gestorben…hier. Und die jüngste Schwester habe ich im Kibbuz En Harod, in Meuhad. Sie lebt, aber sie ist sehr krank. Und nachher, als wir schon größer waren, sind wir mit meiner Mama nach Abbazia gefahren, in Italien, zum Kurort. Dort haben wir sehr schöne zwei Monate verbracht, das heißt, die Mama und ihre drei Töchter. Haben Sie das Bild gesehen? Und dann--
LSY: --was für ein Geschäft hatte Ihr Vater?
HS: Damenbekleidung. Die ganze Familie war in der Damenbekleidung…die ganze Familie hat mit Damenkleidern gearbeitet. Wir haben ein gut gehendes Geschäft gehabt und waren vermögend. Ich habe überhaupt nie gewusst…mit Geld…es hat uns Kindern nichts gefehlt, niemals…bis Hitler reingekommen ist. Der Hitler ist einmarschiert am 30. März [meint: 13. März] 1938, das war ein Freitag [meint: Sonntag].
1/00:04:53
Mein Vater ist am Abend…Beth Knesset gegangen…beten…und ich habe dort einen Onkel gehabt, der war Multimillionär. Das war von meiner gottseligen Mama ein Onkel. An dem Abend, als sie nach Hause gekommen sind vom Beth Knesset, hat mein Vater zu meinem Onkel gesagt: „Was ist etwas wie [unklar]?“ Wissen Sie, was [unklar] ist? Die Freude hier…die Menschen haben gejohlt vor Freude, geschrien und waren ganz außer sich. [Telefon klingelt.] Meine Tante hat schon auf den Onkel gewartet…die Frau von meinem Onkel…weil er war schwerreich und hat sein ganzes Vermögen ins Ausland geschoben. Die waren schon über alle Sachen informiert, die Nazis…und sie hat auf ihn gewartet. Sie waren sehr reich. Ich sage Ihnen doch, sie haben zwei große Häuser gehabt, wie ein Palast. Meine Mama war eine Vollwaise. Ihre Mutter ist gestorben, wie sie acht Tage alt war…meine Mama.
LSY: Waren deine Großeltern auch schon in Wien?
HS: Nein, die Großeltern waren nicht in Wien. Die Mama ist gekommen mit der Großmutter, mit der Mutter von dem Multimillionär, von dem Onkel, nach Wien, da war meine Mama zehn Jahre alt. Und sie sind schon in Wien geblieben, und es hat ihr nichts gefehlt. Der Vater hat noch einmal geheiratet, weil er ist gestorben an Typhus, der Großvater…von der Mama der Vater. Dann hat er…
LSY: Der Onkel ist zu der Frau nach Hause gekommen?
HS: Der Onkel?
LSY: Am Tag des Anschlusses…davon haben Sie erzählt.
HS: Nicht der Onkel…am Tag des Anschlusses ist…ich habe einen Cousin, der aus Polen nach Wien gekommen ist. Der hat bei uns eine Zeit lang gewohnt, bis er sich eine Wohnung gesucht hat. Am Tag des Anschlusses, der Onkel ist nach Hause gegangen, zu seiner Frau, und sie hat auf ihn gewartet. Sie haben einen Privatchauffeur gehabt, im Livree…Sie wissen doch, wie das ist bei diesen reichen Leuten. Der ist Multimillionär. Er ist reich geworden durch Bekleidung. Meine Mama ist mit der Großmutter…das heißt, die Mutter vom Onkel…er hat die Mutter nach Wien gebracht, mit meiner Mama. Meine Mama war zehn Jahre alt. Von damals an war sie in Wien. In Wien hat sie dann den Vater geheiratet…das nur kurz beschrieben. Und der Papa stammt aus Galizien, und die Mama stammt auch aus Russisch-Polen, einer anderen Gegend, Luzk. Am Tag vom Anschluss…jetzt komme ich wieder darauf…hat die Tante schon gewartet auf den Onkel, er soll nach Hause kommen. Sie ist nur mit einer Handtasche gewesen und hat gesagt zum Chauffeur…ich weiß sogar noch den Namen von dem Chauffeur: „Sie können nach Hause gehen, wir brauchen Sie heute nicht. Wir gehen ein bisschen spazieren und kommen bald nach Hause.“ Die Tante hat gehört…weil an dem Tag war der Anschluss von den Christlichsozialen…die Christlichsoziale Partei, da war [Kurt] Schuschnigg der Ministerpräsident [meint: Bundeskanzler], damals. Ich habe gehört die Ansprache von ihm im Radio, von Schuschnigg. Er hat gesagt…seine letzten Worte waren: „Gott schütze Österreich!“ Mit dem hat man ihn weggeschleppt, und mehr hat man von ihm nicht gehört. Und da sind die Deutschen schon drinnen gewesen. Da war der Anschluss.
1/00:10:34
Und die Tante ist mit dem Onkel sofort zu ihrer Tochter aus Polen. Ihre Tochter hat einen polnischen Hochindustriellen geheiratet und ist mit ihrem Mann nach Wien gefahren. Sie war die ganze Zeit in Wien, nur als sie geheiratet hat, ist sie gefahren nach Polen…die Tochter von dem Onkel. Und sie sind zusammen zur Bahn gefahren, die Tante und die Tochter. Die Tochter war schon polnische Staatsbürgerin, weil er ist ja Pole gewesen. Harry Lachs von…לא חשוב, תכף אני [hebr., nicht wichtig, bin sofort]…von Krakau. Die Familie stammt aus Krakau. Die Tante ist schon bei der Bahn gewesen, aber die Bahn war schon von der SA [Sturmabteilung] besetzt. Die SA waren die Braunen. Sie hat einen Schlafwaggon genommen, weil sie wollte die Zeit ziehen. Die haben die ganze Zeit geschrien: „Österreicher aussteigen! Der Zug geht nicht weiter! Österreicher aussteigen!“ Aber die Tante hatte sich schon verabschiedet…die Tante hatte schon einen Fuß von der Treppe von der Bahn herabgesetzt…unten hat man damals die Schienen abgeklopft. Zu der Zeit waren das noch nicht so moderne Bahnen. Man hat die Schienen abgeklopft, und man hat gesagt: „Warum steigen Sie denn aus? Gehen Sie rein! Der Zug fährt schon weiter!“ Und so sind sie am Leben…sind sie nach Pressburg gefahren. In Pressburg sind sie…man hat ihn steckbrieflich verfolgt, den Onkel…so wie ein Verbrecher. Man hat sein Bild hingegeben, und man soll ihn ausliefern. Er war acht Tage in Pressburg, hat ein Privatflugzeug gemietet und ist mit der Tochter und mit der Frau nach England. Und dann sind sie nach Amerika. Das ist der Onkel.
LSY: Was ist mit Ihrer Familie passiert?
HS: Meine Familie…mein Papa, er ist noch in derselben Nacht weg, als Hitler einmarschiert ist. Da habe ich gesagt: „Papa, Papa, lassen wir alles hier und fahren wir weg!“ Da hat er gesagt: „Kinder, wie kann man ein Haus zurücklassen und ein so gut gehendes Geschäft? In Deutschland leben die Juden ja auch noch, von [19]33 an.“ [19]36/37 sind sie dann ausgewandert. – „Wir verkaufen das Geschäft, und wir verkaufen das Haus, und dann werden wir wegfahren.“ Aber dazu ist es nicht gekommen, weil inzwischen war die ליל הבדולח [hebr., Reichskristallnacht]. Da war schon mein Papa nicht zu Hause. Es ist ein שוטר [hebr., Polizist] ins Geschäft gekommen, ein Polizist, und hat gesagt: „Herr Spodek, Sie müssen aufs Kommissariat kommen. Man will eine Auskunft von Ihnen.“ Mein Vater war einer von den ersten…er war nicht politisch tätig, gar nichts. Man hat ihn genommen, und er ist nicht mehr zurückgekommen. Das heißt, sie haben ihn nach Dachau geschickt.
1/00:14:58
Und meine jüngste Schwester, die im Kibbuz lebt, die war zehn Jahre alt, da sind wir schon hergekommen. Meine jüngste Schwester hatte--
FST: --Scarlatina gehabt--
HS: --Scarlatina. Da haben sie dort, beim Eingang von der Wohnung, ein Schild aufgehängt: „Achtung, nicht eintreten! Infektionsgefahr!“ Aber die Braunhemden, die SA, sind raufgekommen--
FST: -- ליל הבדולח [hebr., Reichskristallnacht].
LSY: In der Reichskristallnacht.
HS: „Öffnen Sie die Tür! Wenn nicht, schlagen wir die Tür ein!“ Wir haben dann schon eine andere Köchin gehabt, weil die ist nach Hause gefahren. Ihr Vater hatte sich umgebracht…im Dorf…hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Und--
LSY: --da waren noch Sie, die Mutter und die Geschwister in der Wohnung?
HS: Ja, wir waren in der Wohnung. Es war unser Haus. Man hat uns reingesetzt einen Kommissar, ins Geschäft, aber der Kommissar war für die zu gut. Da haben sie einen reingesetzt, SS-Obersturmführer…zum Tode war er verurteilt, bis Hitler gekommen ist…Amnestie…da ist er freigelassen worden. Und er war der Sohn von einem polnischen Schneider, der uns ins Geschäft beliefert hat, sein Vater. Damals konnte man schon nicht mehr ins Geschäft gehen. Er hat uns zugeteilt. Er konnte uns nicht rausschmeißen…wir hatten das Haus, das ist alles gewesen…am Anfang.
FST: Das Geschäft war unter dem Haus, unter der Wohnung.
HS: Ja. Und die ersten drei Nächte, als Hitler einmarschiert ist, sind wir in den 2. Bezirk gefahren, in den Judenbezirk. Dort haben wir eine Tante und einen Onkel gehabt, die haben ein מכולת [hebr., Lebensmittelgeschäft] gehabt…wie sagt man?
LSY: Ein Lebensmittelgeschäft.
HS: Ja, ein kleines…keine reichen Leute.
[Übergang/Schnitt.]
Wir sind nach drei Tagen nach Hause gekommen, und da waren die ganzen Plakate von Hitler oben auf dem Marmor geklebt, im ersten Stock. Meine Mutter hat einen…Mama hat uns eingesperrt. Der Vater war noch zu Hause damals. Es war noch nicht ליל הבדולח [hebr., Reichskristallnacht]. Sie hat uns am Dachboden eingesperrt, den Papa und die drei Kinder. Wir waren oben, und die Mama hat die ganzen Plakate runtergewaschen.
LSY: Können Sie sich noch erinnern: War das überraschend für die Familie, dass die Österreicher so begeistert mitgemacht haben?
HS: Die Österreicher waren Nazis. Aber sie haben illegal gearbeitet. Aber wir wussten--
LSY: --ihr wussten das?
HS: Ja, wir wussten nicht so genau…wir waren überhaupt nicht politisch. Meine Eltern waren nicht politisch. Wir haben ein gut gehendes Geschäft gehabt, und ich bin eislaufen gegangen. Christen, junge, von der Schule, wollten mit mir eine Runde machen. Ich bin von klein auf…sind wir schon am Eis gelaufen…Kunsteis. Dann, so wie Hitler gekommen ist, wollte er mit mir fahren…eine Runde machen. Und ich habe nicht wollen. Aber nachher, als Hitler einmarschiert war, hat er mir ins Gesicht gespuckt und hat gesagt: „Jiddin…Sara, geh’ nach Palästina!“ Und das war es.
Der Papa ist gegangen zur Polizei. Sie haben gesagt, er soll kommen. Und er ist nicht zurückgekommen. Meine Mutter ist am nächsten Tag zur Polizei gegangen. Sie haben gesagt, sie soll gehen…da habe ich die Mama zur Gestapo [Geheime Staatspolizei] geschickt. Ich habe gesagt: „Mama, geh’ zur Gestapo. Die müssen wissen, was mit Papa ist.“ Sie ist zur Gestapo gegangen, und sie hat warten müssen. Die Juden sind dort die letzten gewesen. Und sie ist gekommen zu dem Kommandanten dort. Da hat sie gefragt: „Mein Mann ist zur Polizei gegangen, man hat ihn gerufen. Er ist nicht zurückgekommen.“ Man hat ihn verschickt von der Polizei in eine Schule, und dort haben sie den Sammelplatz gemacht, dieselbe Nacht, und haben sie nach Dachau geschickt in einem Waggon.
1/00:20:29
Und der Papa…wir haben doch nicht gewusst, wo er ist. Der Kommandant hat der Mama gesagt, der Papa ist in Dachau. Die hat das nicht glauben wollen…die haben ja solche Sachen in sich gehabt. Was hat mein Vater mit Dachau zu tun? Mit dem Konzentrationslager…damals war noch kein Krematorium.
LSY: Habt ihr vom Papa noch irgendwann mal ein Lebenszeichen bekommen?
HS: Ja, ich habe Briefe von Buchenwald…Dachau. Er war sechseinhalb Monate in Dachau und elf Wochen in Buchenwald.
[Übergang/Schnitt.]
Dann sind noch zwei Briefe…einen an den Kommandeur, wo meine Mutter…Und einer ist da von Buchenwald, ein Brief auch. Er war sechseinhalb Monate in Dachau, und danach war ein großer Transport mit Kindern nach Dachau geschickt. Und da war kein Platz in Dachau, und da hat man die von Dachau nach Buchenwald geschickt. Und Buchenwald war noch viel ärger…mein Papa hat erzählt. Er ist rausgekommen, wie er ein Zertifikat von dem Onkel hier…der reiche Onkel hat uns ein Zertifikat geschickt, und außerdem war er mit Geld auch mit meinem Vater verbunden. Jedenfalls--
LSY: --er konnte dann aus Buchenwald rauskommen?
HS: Er musste unterschreiben…innerhalb von einer Woche müssen wir Wien verlassen. Er hat das unterschrieben. Wenn nicht, nimmt man ihn zurück. Und als er von Dachau freigelassen wurde, ist er nicht nach Hause gekommen. Er hat Angst gehabt. Er ist zu einer jüdischen Angestellten gefahren, die bei uns im Geschäft gearbeitet hat, eine Verkäuferin.
LSY: Und was ist noch mal bei der Reichskristallnacht passiert?
HS: ליל הבדולח [hebr., Reichskristallnacht], da war ein Bruder, ein Verwandter, versteckt bei uns in der Wohnung. Er hat gesagt, er ist ein Hebräischlehrer, wenn man ihn fragen sollte. Die Nazis sind rein bei uns in die Wohnung, die SA…sind wir von der zweiten Seite…meine mittlere Schwester, die nicht mehr lebt, die Grete…raus, sie und ich. Und die jüngste Schwester hat Scarlatina bekommen. Und da ist noch gewesen: „Nicht eintreten! Infektionsgefahr!“ Aber sie sind doch rein, und da haben herausgenommen von der Wohnung Teppiche…alles war schon für die Fahrt nach Israel vorbereitet. Fünf persische Teppiche, ein Klavier, Salonmöbel, Möbel, die ich hier noch habe, mitgebracht aus Wien…das Kinderzimmer…wir haben doch den ganzen Stock bewohnt. Was soll ich Ihnen sagen? Es war sehr…und wo sie reingegangen sind, meine Schwester und ich sind auf die Straße gelaufen, ohne Mäntel, und es war bitterkalt. Es war Dezember [meint: November]. Wir sind doch weggelaufen, von der zweiten Seite runter. Und wo wir vorbeigekommen sind, in jedwelches Haus dort, sind die Nazis, die SA, runtergekommen. Da sind wir schon nicht reingegangen. Und dann ist der Papa freigekommen, und binnen acht Tagen mussten wir Wien verlassen. Und das waren genau acht Tage.
1/00:25:10
LSY: Und die Mutter hatte vorher die Zertifikate organisiert?
HS: Meine Mutter hat nichts organisiert. Das heißt, das Zertifikat ist abgelaufen. Wenn der Papa rausgekommen ist, ist das Zertifikat abgelaufen. Mein Onkel in Israel--
LSY: --ein Onkel war schon in Israel?
HS: Der ganz reiche, der nach Pressburg…der ist gefahren mit einem Meshurian-Auto nach Jerusalem. Dort hat er bei [unklar]…war damals Minister…binnen 24 Stunden haben wir ein neues Zertifikat gehabt. Und dann haben…ist das abgelaufen, ist eine andere Sache abgelaufen. Dann sind wir…eine Erklärung, die Unabhängigkeitserklärung ist auch irgendwie nach Wochen abgelaufen. Da sind wir gefahren in den Prinz-Eugen-Palast [meint: Palais Rothschild, Prinz-Eugen-Straße]. Dort mussten wir im Schnee stehen und warten, bis man uns reinlässt…bis man die Mama reinlässt und ihr ein neues Papier gibt. Und dann sind wir zur Südbahn und von dort nach Triest gefahren. In Triest sind wir mit dem Schiff…wir sind weggefahren am 19. Dezember und angekommen am 27. Dezember, hier in Israel.
FST: Nach Tel Aviv.
HS: Nach Tel Aviv.
LSY: Deine Eltern und ihr drei Schwestern?
HS: Die Eltern und drei Schwestern, wir drei Schwestern. Ich bin die älteste Tochter. Ich werde schon Ende Februar 92 Jahre.
FST: Und die ganze Familie hat schon gewartet--
LSY: --haben Sie empfangen?
HS: Ja. Dann habe ich hier die ganze Familie gehabt, und die sind dann…da waren doch noch die Engländer. Als die raus waren, hat gleich wieder der Krieg begonnen. Dann ist die ganze Familie nach Amerika ausgewandert.
LSY: Später dann?
FST: Die ganze Familie?
HS: Nicht die ganze.
FST: Der reiche Onkel. Aber nicht Tante Saly und Tante Hoffmann nicht.
HS: Nein, aber viele--
FST: --du hast erzählt, dein Vater ist von Dachau nicht nach Hause gekommen.
LSY: Doch, er ist dann doch noch befreit worden.
HS: Das habe ich schon erzählt.
FST: Ja, aber er hat Angst gehabt, nach Hause zu kommen. Hat sie das erzählt?
HS: Ja.
LSY: Ja, das hat sie erzählt, dass er bei der Angestellten zuerst war.
HS: Der Mann, der von der Angestellten, war unser Buchhalter, vom Geschäft. Sie hat im 3. Bezirk gewohnt. Der 3. Bezirk ist ein noblerer Bezirk, das heißt…nicht ein Arbeiterbezirk…Beamten und so weiter. Er hat Angst gehabt, nach Hause zu kommen wegen dem…weil da war der Kommissar im Geschäft.
LSY: Und ihr habt ihn dann erst bei der Bahn getroffen?
HS: Nein, nein. Er ist bei Nacht nach Hause gekommen, und dann sind wir weg…um acht Uhr am Abend weggefahren.
LSY: Und wie war das dann, in Tel Aviv anzukommen?
HS: Es ist ganz schwer gewesen, weil die Sprache habe ich nicht können. Und meine jüngste Schwester war zehn Jahre. Sie hat in zwei Monaten die Sprache beherrscht. Man hat für sie eine Lehrerin hier genommen, die war Sekretärin in der Schule, und die hat ihr Unterricht gegeben. Aber ich habe dort so…es war so ein ןפלוא [hebr., intensiver Hebräischkurs], nichts Besonders, von drei Monaten. Aber viel…das was ich kann, habe ich dann schon allein…lesen ist schwer für mich…Iwrit.
FST: Aber du liest.
HS: Ich lese nicht gut.
FST: Jetzt, wegen den Augen. Aber du kannst lesen.
HS: Ja.
LSY: Für die Eltern war es bestimmt schwer, sich einzuleben.
HS: Die Eltern haben nur deutsch…meine Eltern…mit Vardina haben wir nur deutsch gesprochen.
FST: Aber sie haben iwrit geredet, deine Eltern.
HS: Ja, aber nicht…der Papa ja, die Mama nicht.
FST: Sie hat nicht iwrit geredet?
HS: Ja, sie hat dann schon--
FST: --wie hat sie mit der Tami geredet?
HS: Was sie halt so gelernt hat.
1/00:30:41
LSY: Die Familie ist dann nach Tel Aviv gezogen?
HS: Ja, gleich nach Tel Aviv. Dort haben wir eine Wohnung gemietet, und dort habe ich gewohnt bis voriges Jahr. Voriges Jahr bin ich hierher gezogen.
LSY: So lange haben Sie da gelebt?
FST: Ja, wie sie mit den Eltern war, hat sie dort gewohnt. Nachher hat sie geheiratet und hat an einem anderen Platz gewohnt. Und wie die Omama gestorben ist, da war sie schon geschieden, ist sie mit uns zum Opapa gegangen. Wir haben mit Opapa gewohnt, bis er gestorben ist, und wir sind dortgeblieben. Und voriges Jahr im Dezember habe ich sie hergebracht.
לפני זה היא לא הסכימה כי היו לה שם חברות, ובינתיים רוב החברות שלה נפטרו [hebr., davor war sie nicht einverstanden, weil sie dort Freundinnen hatte, inzwischen sind die meisten ihrer Freundinnen verstorben].
HS: אין לי כבר חברות שם [hebr., ich habe dort keine Freundinnen mehr].
FST: והדירה שם הייתה בדמי מפתח והיא כבר לא הייתה במצב טוב ופה התפנתה הדירה והבאתי אותה הנה [hebr., die Wohnung dort war gegen eine Schlüsselgebühr, und sie war nicht mehr in gutem Zustand, und die Wohnung hier ist frei geworden, also habe ich sie hierher gebracht].
LSY: כן, הבנתי [hebr., ja, ich verstehe].
FST: בדצמבר זה יהיה שנה שהיא פה בחולון. גם הייתה לי אחות, ואחותי גרה בתל אביב אז כל הזמן שאחותי שהיא הייתה בחיים לא העברתי אותה אבל אחותי נפרטרה לפני שלוש וחצי שנים, ציערה .ממני [hebr., im Dezember wird es ein Jahr sein, dass sie hier in Cholon ist. Ich hatte auch eine Schwester, und meine Schwester lebte in Tel Aviv. Solange meine Schwester lebte, habe ich sie nicht bewegt, aber meine Schwester starb vor dreieinhalb Jahren, sie war jünger als ich].
HS: זה הכי גרוע [hebr., das ist das Allerschlimmste].
LSY: כן, זה הכי קשה [hebr., ja, das ist am schwierigsten], wenn man die eigenen Kinder begraben muss.
HS: Ja.
FST: Willst du etwas trinken?
LSY: Sollen wir kurze Pause machen?
[Übergang/Schnitt.]
LSY: Reden wir nochmal über die ליל הבדולח [hebr., Reichskristallnacht].
HS: Als die SA rein in die Wohnung ist, sind wir weggelaufen von der zweiten Seite, ohne Mäntel, und es war kalt. Auf einmal sehen wir, die tragen Fauteuils auf dem Rücken, und ein Lastwagen steht vor dem Haus, und sie werfen Sachen runter in den Wagen rein. Sie haben doch soviel geraubt bei uns, damals, weil es sollte doch schon alles hierher geschickt werden. Es war alles schon bewilligt. Aber als die rein sind, haben sie alles genommen. Sie sind rein in die Wohnung, sind sie so stehengeblieben, die Nazis: „Schaut’s, was die Juden alles haben!“ Haben Sie verstanden?
LSY: Habe ich verstanden.
HS: Teppiche, Pelzmäntel, Schmuckstücke…wir haben eine Kasse gehabt, so wie in einem Goldgeschäft. Da hat die Mama noch einen Brillantring drinnen gehabt, eine Ellipse. Und ich habe dort noch ein goldenes Bettelarmband gehabt.
FST: Die haben das genommen?
HS: Na sicher, alles haben sie genommen.
FST: Du hast erzählt, dass deine Mutter auf dem Körper von der Grete Geld--
HS: --ja, meine Mama hat…meine Schwester war stärker als ich in der Natur. Sie hat ihr Geld da reingestopft, der Grete. Sie war drei Jahre jünger als ich. Ich war noch keine siebzehn, und sie war vierzehn…noch keine vierzehn.
LSY: Sehr mutig war sie.
HS: Ja. Sie hat keine Angst gehabt. Sie hat sogar mit dem Überfallskommando telefoniert, meine Schwester.
LSY: Sie hat angerufen?
HS: Ja! Da haben sie gesagt: „Wir können gar nichts machen. Heute haben sie frei. Sie können mit den Juden machen, was sie wollen.“ Und da hat man den Vater…er ist doch nach Dachau gekommen. Die Sammelstelle war in einer Schule.
FST: Das war noch früher.
HS: Vorher.
FST: אבל היא ואחותה הסתובבו כל היום ברחוב ואחותה הייתה כי ספר הגוף הן חזרו בערב [hebr., aber sie und ihre Schwester gingen den ganzen Tag auf der Straße umher, und ihre Schwester war [unklar], dass sie am Abend zurückkamen].
UP: צילצלה למשטרה [hebr., hat sie die Polizei gerufen]?
LSY: כן, היא אמרה…ומה המשטרה אמרה להם [hebr., ja, sie hat gesagt…was hat die Polizei gesagt]?
HS: Überfallskommando. Sie haben gesagt: „Wir können gar nichts machen.“
1/00:35:06
FST: היא סיפרה שאיזה שתי משאיות מילאו מהבית, הכל כבר היה ארוז לנסיעה [hebr., sie sagte…so zwei Lastwagen von zu Hause gefüllt waren…wurde alles schon für die Reise gepackt].
UP: וסיפרת מה אמא אמרה ל… [hebr., hast du gesagt, was Mutter gesagt hat…]?
FST: שהוא כמעט הפיל אותה על התנור [hebr., dass er sie fast auf den Herd gestürzt hätte].
HS: אהה זה לא אמרתי [hebr., das habe ich nicht gesagt].
HS: Meine Schwester hat dort Scarlatina gehabt. Meine Mutter hat sie gepflegt. Und als die rein sind und die haben alles weggenommen…man hat doch gesehen…es war abgesperrt vom Salon. Wenn wir mit der Mutter sprechen wollten, haben wir gesprochen durch…es war plombiert…durch die Tür konnten wir nur sprechen mit der Mutter. Also, ja…רגע אחד [hebr., einen Moment].
FST: שאת אמרת שהוא כמעט זרק אותה על התנור [hebr., du hast gesagt, er hätte sie fast auf den Herd geworfen].
HS: Ah, okay…mit dem vorgehaltenen Revolver vor meiner Schwester. Meine Mutter ist zum Fenster gelaufen und hat geschrien: „Hilfe!“ Der Nazi ist, im Zimmer von meiner Schwester, die krank gelegen ist, dazugekommen und hat gesagt: „Wenn Sie noch einmal sprechen oder rufen, dann erschieße ich Sie!“ Mit vorgehaltenem Revolver vor meiner Schwester…da hat meine Schwester Angst bekommen, die Irina. Renée hat sie dort geheißen, hier heißt sie Irina. Da hat sie gesagt: „Mama, lass’ sie alles nehmen…lass’ sie alles nehmen! Was sie wollen, sollen sie nehmen!“ Dann hat er ihr einen Stoß gegeben, sie soll zum Ofen fallen, meine Mutter. Weil meine Mutter hat nicht geschwiegen. Meine Mutter war stark, hat eine starke Natur gehabt…nicht so wie ich, eine schwache Natur. Sie hat eine starke Natur gehabt. Sie hat nicht geschwiegen. Sie hat gesagt…„Ah, schaut, was die Juden alles haben!“ Da hat meine Schwester gesagt: „Ihr werdet bald gar nichts haben, weil ihr werdet alles versaufen!“ Sie haben verstanden? Versaufen…Alkohol.
LSY: Ja.
HS: Und dann sind wir doch weg. Der Papa ist nach Hause gekommen. Er hat Angst gehabt, nach Hause zu kommen, weil es sind Leute raufgekommen fragen, was die Männer machen. In Dachau war doch von der Klari der Vater, der hat ihn doch kennengelernt. Von der Klari…der Sohn auch--
FST: --ich habe nicht gewusst, dass du sie aus Wien kennst.
HS: מה [hebr., was]?
FST: את מכירה את קלרי מוינה [hebr., kennst du Klari aus Wien]?
HS: לא ,פה, הכרתי אותה פה אבל אבא שלה היה יחד עם פפה בדכאו [hebr., nein, ich habe sie hier kennengelernt, aber ihr Vater war bei Papa in Dachau].
[Übergang/Schnitt.]
LSY:את יכולה לספר קצת אל בית הספר בוינה [hebr., können Sie uns etwas über die Schule in Wien erzählen]?
HS: : אני הלכתי לבית ספר מקצועי [hebr., ich bin zur Berufsschule gegangen] Michelbeuern-Schule, im 18. Bezirk [meint: 9. Bezirk], Währingerstraße [meint: Michelbeuerngasse.]. היה לי חסר עוד שנתיים להיות מייסטר מפני שאבא היה צריך שאני אקבל [hebr., ich brauchte noch zwei Jahre, um Meister zu werden, weil Vater brauchte, dass ich Meisterprüfung bekomme]. Meisterprüfung.
LSY: In welchem Beruf?
HS:תפירה [hebr., Nähen]. Dort hat man alle Gegenstände gelernt: Schnittzeichnen, Zeichnen, חשבון [hebr., Buchhaltung] תפירה [hebr., Nähen], Modellzeichnen, Modelle, Nähen, תפירה לדברים [hebr., Nähen für Dinge].
FST:הוא היה צריך תעודה כזאת בשביל החנות [hebr., brauchte er so ein Zertifikat für das Geschäft]?
HS: כן, בשביל החנות אם הייתי עושה [hebr., ja, für den Laden. Hätte ich die Meisterprüfung]יש רישיון [hebr., wäre es eine Lizenz gewesen]?
LSY: Um in dem Laden vom Vater zu arbeiten?
HS: Nicht zu arbeiten, aber den Titel vom Vater…aber später…er ist doch nicht mehr ins Geschäft gekommen, weil der Kommissar doch im Geschäft gewesen ist…der Nazi.
FST: Aber deine Mutter hat mit dem Nazi im Geschäft gearbeitet?
HS: Nein, die Mama hat nicht mehr ins Geschäft dürfen. Der hat ihr Geld gegeben…בשביל קניות ,משהו בשביל אוכל [hebr., zum Einkaufen etwas zum Essen].
1/00:40:24
LSY: Wie lange seid ihr noch in die Schule gegangen?
HS: Ich bin noch in die Schule gegangen…ich habe hier sogar noch ein Stammbuch. Ich bin noch ein paar Monate in die Schule gegangen, das heißt, bis bevor ליל הבדולח [hebr., Reichskristallnacht]. Dann haben wir nicht dürfen. Aber wir haben eine gute Lehrerin gehabt. Sie war keine Nazi. Wenn sie in der Früh gekommen ist, hat sie nur so gemacht…nichts gesagt, nur so mit der Hand. Weil dort war eine – Wagner hat sie geheißen –, die war eine Nazi.והיא אמרה למורה, “אני לא רוצה לשבת [hebr., sie sagte die Lehrerin, ich sitze nicht]…neben der verstunkenen Jüdin.אז המורה אמרה [hebr., also sagte die Lehrerin]: „Bei mir wird keine Ausnahme gemacht. Ich habe mich gesetzt…so wie ich verstanden habe, und so ist es.“ Sie war keine Nazi. כמעט כולם היו נצים שם שעבדו [hebr., fast alle, die dort arbeiteten, waren Nazis].
LSY: Waren Sie die einzige jüdische Schülerin?
HS: Nein, es war noch eine Cousine von mir da, die Renée, und noch eine…drei waren wir. Eine war aus Pressburg. Sonst--
FST: --רצית לספר גם שאמא שלך הלכה ללחוץ דברים, לנקות והיא לא רצתה [hebr., du wolltest auch sagen, dass deine Mutter gehen musste, um Dinge zu pressen, zu putzen, und sie wollte nicht].
HS: Waschaktion! בטח, הם לקחו אותה שבת, ואנחנו נזכרנו ככה שלא ראו אותנו [hebr., natürlich, sie haben sie Samstag genommen, und wir haben uns daran erinnert, wie sie uns nicht gesehen haben]. Sonst hätten sie mich auch genommen. Ich war sechzehn Jahre alt.
LSY: Das war gleich kurz nach dem Anschluss?
HS: Ja. Also, die Mama ist gegangen, und da hat er gesagt, sie muss die Kaserne waschen, die Fenster putzen. Da sagt sie: „Gut, ich kann die Fenster putzen.“ Und er wollte mit ihr fahren. Da hat sie gesagt: „Am Schabbat fahre ich nicht!“ Da hat sie den Kübel genommen und ist mit dem Kübel gegangen, mit ihm, mit dem Nazi, zu der Kaserne, und die Mama hat dort die Fenster waschen müssen.
FST:מה זה [hebr., was ist] Kaserne?
HS: איפה שחיילים גרים [hebr., wo Soldaten wohnen]. Wollen Sie noch was wissen?
LSY: Können Sie sich noch an Ihren Freundeskreis von damals erinnern, was Sie für Freundinnen hatten?
HS: Ich hatte hauptsächlich jüdische Freundinnen--
FST: --היא עשתה ספר זיכרונות, את יכולה לראות [hebr., sie hat ein Erinnerungsbuch gemacht, Sie können es gerne anschauen].
LSY:כן [hebr., ja]?
HS: Das haben wir reingeschmiert in die [unklar] und in die anderen.
FST: יש מאמא שלה וחברות שלה משנת [19]32 [hebr., die sind von ihrer Mutter und ihren Freundinnen im Jahr 1932].
LSY: Ja, da hat man nicht solche Bücher geschrieben.
HS: Da hat meine Mama mir reingeschrieben. Die erste war meine Mutter.
FST: Das ist die Mutter?
LSY: Ja, das ist die Mutter.
HS: „Hab’ Freude…“ Wie geht das noch?
LSY: Siehst du mit hellem Blick ins Leben, wird es dir--
HS: --heitere Tage geben. Siehst du mit finsteren Augen hinein, vertreibst du dir selber den Sonnenschein.“
LSY: בדיוק [hebr., genau].
HS: תראי, יש לי עוד ראש [hebr., ich habe noch was im Kopf].
LSY: כן, זיכרון מדהים [hebr., ja, erstaunliche Erinnerung]. Also hauptsächlich jüdische Freundinnen hatten Sie?
HS: Hauptsächlich jüdisch…christliche Freundinnen habe ich keine gehabt. Die, die in die Schule gegangen sind, mehr oder weniger…eine oder zwei. Ich habe eine jüdische Freundin gehabt, die ganz nah bei mir gewohnt hat, zwei Gassen weiter, und die ist…die Eli Schreiber. Sie war meine jüdische Freundin.
1/00:45:13
FST: Und sie ist hergekommen?
HS: Nein, sie hat geheiratet. Sie hat kennengelernt…man hat sie mit einer Kinderaktion nach England geschickt.
LSY: Kindertransport.
HS: Und in England hat sie einen Christen kennengelernt, und er hat sie geheiratet.
FST: Und wo hat sie nachher gelebt, in Wien?
HS: Nein, in Amerika. Nachher ist sie nach Amerika ausgewandert, und das war…sie hat, glaube ich, nicht mit ihm zusammengelebt dann und hat kennengelernt--
FST: --aber du hast sie nicht gesehen?
HS: Ich habe sie nicht gesehen. Sie hat mir lange Zeit geschrieben…hier auch, glaube ich.
LSY: Und hier in Israel haben Sie hauptsächlich Freunde gehabt, die deutsch gesprochen haben?
HS: Ja, viele, sicher. Die Mausi hat deutsch gesprochen--
FST: --die Klari, die Wilma--
HS: --die Wilma, die Hela. Der Mann von der Hela--
FST: יש לה תמונות שלהם [hebr., sie hat Fotos].
HS: יש לי תמונות [hebr., ich habe Fotos].
LSY: Hat man sich mehr verbunden gefühlt?
HS: Ja…zum ים [hebr., See] gegangen, da habe ich gleich Bekanntschaften gemacht. Und da waren wir so eine Clique, und ich habe auch einen Freund gehabt, einen Deutschen, ein Jude.
FST: Wer, der Philipp?
HS: Philipp. Wir haben nur deutsch gesprochen. Und er war aus Berlin, ausgewandert mit vier Söhnen.
FST: Nach Amerika.
HS: Nach Amerika.
FST: Aber er lebt schon nicht mehr?
HS: Nein, er lebt schon nicht mehr.
LSY: Wie war das, aus Wien zu kommen und hier anzukommen?
HS: Es war nicht leicht.
LSY: War es sehr anders, alles?
HS: Es war nicht leicht. Alles war…nicht leicht. Stellen Sie sich vor, man hat gekocht auf einer פתיליה [hebr., der Ölbrenner]. Sie wissen, die פתיליות [hebr., die Ölbrenner].
FST: Sie haben die Möbel geschickt. Wie hat deine Mutter die Möbel von Wien hergeschickt? Bevor sie aus Wien raus war?
HS: Nein, die Möbel hat man nicht…die Irina ist doch krank geworden. Da hat man kommen müssen, die Wohnung ausspritzen. Erst nachdem--
FST: --aber wer hat die Möbel hergeschickt?
HS: Die Mama ist zu einer Speditionsfirma gefahren, in Wien, und hat das schon aufgegeben, bevor meine Schwester krank geworden ist. Dann ist meine Schwester krank geworden, und man hat die Möbel nicht rausführen lassen, bis man die Wohnung ausgespritzt hat.
FST: Aber man hat die Möbel genommen, bevor du aus Wien raus warst?
HS: Nein, nachdem.
FST: Wir haben hier noch--
LSY: --einige Möbel sind noch hier angekommen? Die müssen Sie mir dann noch zeigen.
HS: Ja, ich zeige es Ihnen.
LSY: Aber man hatte nicht viel, am Anfang hier?
HS: Mein Vater war ein Geschäftsmann, und er hat gleich eine Konfektion gesucht. In der King George Street חמש [hebr., fünf] in Tel Aviv hat er ein Geschäft gemietet.
FST: Mit einem שותף [hebr., (Geschäfts-)Partner].
HS: Mit einem שותף [hebr., (Geschäfts-)Partner]. Der שותף [hebr., (Geschäfts-)Partner] war auch משפחה שלנו [hebr., unsere Familie] von Wien. Und der hat zu meinem Vater gesagt…auf Jiddisch hat er gesagt: „Jakob, wenn wir werden sein in Israel, werden wir was zusammen machen.“ Das war ein שותף [hebr., (Geschäfts-)Partner] dann vom Vater, und als er gestorben ist, ist die Frau שותפה [hebr., (Geschäfts-)Partnerin] gewesen. Aber mein Vater der Haupt…weil er hat alles verstanden, von den ganzen Jahren…
LSY: Und was haben Sie gemacht? Haben Sie angefangen, zu arbeiten hier?
HS: Ich habe gleich…meine Mutter hat gesagt: „Lernen oder arbeiten. Die Kinder müssen lernen oder arbeiten.“ Ich habe angefangen, Arbeit zu suchen, bei einer Schneiderin. Die erste Schneiderin, da habe ich gesehen, sie haben Schilder rausgestellt, und sie suchen eine, die macht תיקונים [hebr., Änderungen] und so weiter…eine polnische. Sie war nicht gut. Ich war nicht lange bei ihr.
1/00:50:04
Nachher habe ich weiter gesucht, und dann bin ich zu einer Schneiderin gekommen, wo meine Cousine auch gearbeitet hat, als Schneiderin…bei ihr. Sie war mit mir in der Michelbeuern-Schule. Sie war eine Tschechin. Sie war sehr nett, und sie hat die reichsten Kunden in Tel Aviv gehabt. Damals hat man alles nach Maß gemacht.
FST: Ist die Grete hier noch in die Schule gegangen?
HS: Die Grete…nein. Meine Schwester, die wollte nicht lernen. Sie hat auch nicht Iwrit können, und sie wollte hier nicht mehr in die Schule. Sie war vierzehn. Auf der Ben Jehuda Street in Tel Aviv war einer, der hat Stunden gegeben…er hat ihr Kurse gegeben für Friseuse. Sie wollte Friseurin werden. Der Papa ist mit ihr zu dem Friseur gegangen, der diese Kurse gegeben hat, auf der Ben Jehuda. Und sie hat dann mit vierzehn Jahren schon alleine einen Salon geführt.
FST: Von ihr?
HS: Alleine…das heißt, den Salon hat man ihr…die Frau von dem Salon hat ihr alles übergeben. Sie war eine erstklassige Friseurin.
LSY: Hat ihr gleich Verantwortung übergeben?
HS: Ja, die Verantwortung, und sie hat als Friseuse gearbeitet in der Ben Jehuda.
FST: Und Irina hat gelernt in der Schule?
HS: Irina, die jüngste Schwester, ist gleich in die Schule gegangen und hat gelernt.
FST: בית ספר עממי [hebr., Grundschule].
HS: Und dann Gymnasium und dann סמינר לוינסקי [hebr., Seminar Levinsky], und nachher war sie noch ein Jahr auf der Universität, und sie ist gewesen מורה להיסטוריה [hebr., Geschichtslehrerin].
FST: היא הייתה בשומר הצעיר אני חושבת [hebr., ich glaube, sie war in Hashomer Hatzair (zionistische Jugendorganisation)].
HS: בשומר הצעיר [hebr., in Hashomer Hatzair].
LSY: Das ist die, die heute im Kibbuz lebt?
HS: Ja.
FST: Wie alt ist sie? 82?
HS: 83 jetzt.
FST: Sie redet fast jeden Tag mit ihr.
HS: Gestern habe ich mit ihr gesprochen.
LSY: Sie drei Schwestern waren immer sehr eng?
HS: Die zweite Schwester habe ich sehr lieb gehabt, die Grete. Ich habe dann bei ihr im Geschäft gearbeitet, fünf Jahre…im Schuhgeschäft. Alle Branchen bin ich durchgegangen.
FST: Aber als du im Schuhgeschäft gearbeitet hast, war ich schon verheiratet.
HS: Ja.
FST: Sie hatte ein großes Geschäft in der King George Street.
LSY: Die Grete?
FST: Ihre Schwester.
HS: Die Grete. Und die Grete war verheiratet mit einem aus Berlin.
FST: משפחת ביאליק[hebr., Familie Bialik].
HS: נעלי ביאליק[hebr., Bialik Schuhe].
LSY: Und wann haben Sie Ihren Mann kennengelernt?
HS: Meinen Mann habe ich kennengelernt, da war ich zwanzig Jahre alt.
FST: Damals war das alles שידוכים [hebr., Ehestiftung].
HS: Ich wollte nicht…ich war nicht in ihn verliebt.
LSY: Woher kam er?
HS: Aus Polen. Aber wir haben nur deutsch gesprochen.
FST: Er ist von Polen nach Zürich gefahren und hat dort ein Jahr vorher gelernt…und seine Mutter ist hergekommen, und sie hat ihm gesagt: „Man kann auch hier lernen. Komm’ her!“
HS: Aber die Fakultät ist noch nicht geöffnet worden, und da hat er angefangen, Erzeugung von Zahngold zu lernen…Weißgold, Zahngold…für die Zahnärzte, für die Kronen. Und ich habe dort bei ihnen im משרד [hebr., Büro] mit der Stanze gestanzt.
FST: Das war mein Vater…mit der Mutter. [Bringt ein Foto.] אני הולכת לקחת מסגרת מהמסגרות ואז לתלות את זה [hebr., ich werde einen Rahmen aus den Rahmen nehmen und dann aufhängen].
LSY: Das muss ich nachher noch alles kopieren.
FST: Das war [19]42? Wann hast du geheiratet?
LSY: 1942?
FST: Zwei Jahre, bevor ich geboren bin, hast du geheiratet?
HS: Ungefähr eineinhalb Jahre vorher.
LSY: Vor 1948 noch.
FST: Ja.
1/00:55:09
LSY: Und dann viele Berufe gehabt?
HS: Wer? Ich? Ich habe gearbeitet als תופרת [hebr., Näherin] in der Schneiderei. Ich habe in einer Konfektion gearbeitet und habe…es war mal ein Geschäft, [unklar], auf der Dizengoff Street. Haben Sie gehört? Dort habe ich auch als Verkäuferin gearbeitet und…abstecken, wenn man gekauft hat.
FST: Und nachher im Schuhgeschäft von deiner Schwester.
HS: Zum Schluss im Schuhgeschäft von meiner Schwester. Das war die schwerste Arbeit, das Schuhgeschäft. Man muss hoch raufsteigen und fünf Schachteln auf einmal runternehmen, weil er hat viele Kunden gehabt, die--
FST: --orthopädisch--
HS: --orthopädisch. Und er hat aus Schweden Schuhe importiert, die waren כפכפים [hebr., Hausschuhe/Pantoffeln] sehr gute…mein Schwager, Bialik.
LSY: Wann sind Sie das erste Mal zurück nach Wien gefahren?
HS: Ich war--
FST: --noch bevor--
HS: --noch bevor war ich mit Österreichern…die Österreicher, die hier…wie heißt die Straße, wo ich immer bezahlt habe als Mitglied?
FST: לוי יצחק [hebr., Levi Yitzchak]?
HS: לוי יצחק [hebr., Levi Yitzchak].
LSY: Bei dem Verein der Österreicher?
HS: Ja.
LSY: Bei dem--
FST: --…לוסטיג, לוסטר [hebr., lustig, Luster…].
HS: לוסטר, כן [hebr., ja, Luster].
FST: Du bist mit Freunden gefahren.
HS: Das erste Mal bin ich mit den Freundinnen gefahren, mit der Gruppe von Österreichern. Und dann bin ich gefahren…sie war alt dreizehn--
FST: --zwölf.
HS: Zwölf?
LSY: Zur Bat Mizwa.
HS: Da habe ich sie mitgenommen in die Steiermark.
FST: Eine Freundin hat auch ihre Nichte mitgenommen.
HS: Damit sie zusammen sprechen können.
FST: איך קוראים לה, קרן [hebr., wie heißt sie, Keren]?
HS: Und dann war ich…ich war fünfmal in Wien. Außerdem bin ich jedes Jahr gefahren…einmal habe ich gemacht…da war ich 60 Jahre alt, da hat der Arzt gesagt, ich soll nicht mehr arbeiten. Und da habe ich aufgehört und bin nach Europa gefahren…Europa classic. Da war ich in Italien, in צרפת [hebr., Frankreich], in England, in Frankreich, Monaco--
FST: --das war ein טיול מאורגן כזה [hebr., Art von organisierten Reise].
HS: Das war ein טיול מאורגן [hebr., organisierte Tour].
FST: Und mit der Tami warst du--
HS: --mit der Tami war ich in Wien.
FST: Meine Schwester.
HS: Meine jüngere, die Tami…haben wir gemacht מתנה ליום הולדת [hebr., Geburtstagsgeschenk]…nach Wien gefahren. Und sie hat schon einen Jungen gehabt.
FST: Wie alt war er? Zwei Jahre?
HS: Drei.
FST: Damals haben sie dieses Bild… אז צילמתם התמונה של הבית[hebr., ihr habt das Bild des Hauses gemacht].
HS:כן [hebr., ja].
FST: ואיתי פעם אחרונה שהיא הייתה בחוץ לארץ הייתה לפני 19 שנה כשאני הייתי בת 50 [hebr., und mit mir war sie das letzte Mal vor 19 Jahren im Ausland, als ich 50 Jahre alt war].
HS: לקחתי אותה להונגריה [hebr., ich habe sie nach Ungarn genommen].
FST: לקחנו טיול מאורגן להונגריה, לבודפשט, לפראג, לוינה ואחר כך היינו איזה שהוא שבוע ב... איך קוראים למקום? זיפלד היינו שבוע אחד [hebr., wir haben eine organisierte Reise gemacht nach Ungarn, Budapest, Prag, Wien und hatten dann eine Woche in...wie heißt der Ort? Seefeld waren wir eine Woche].
HS: Tirol ist fantastisch. Seefeld…eine Woche…fünf Tage Seefeld.
LSY: Eine schöne Landschaft.
FST: וכל יום נסענו ברכבת לזלצבורג, לפה לפה איפה שהמרפסות מזהב [hebr., und jeden Tag fuhren wir mit dem Zug nach Salzburg, hier und da, wo es Balkone aus Gold gibt].
HS: Kitzbühel.
FST: Innsbruck.
HS: Innsbruck.
LSY: Ja, Innsbruck.
FST: אחרי זה היא כבר לא נסעה לחוץ לארץ [hebr., danach reiste sie nicht mehr ins Ausland].
HS: Das war meine letzte Fahrt.
1/00:59:54
LSY: Wie war das für Sie, dann in Österreich zu sein? War das immer ein seltsames Gefühl? Haben Sie sich auch irgendwie dort zu Hause gefühlt?
HS: Es ist doch mein Haus…erstens einmal, der Inhaber vom Geschäft war kein Nazi…der das Geschäft dann übernommen hat…das die Mama ihm übergeben hat. Das--
FST: --aber als die Mama nach Wien gekommen ist: Wer war im Geschäft?
HS: Wer war im Geschäft? Der…wie heißt er nur? Der, was es übernommen hat, aber es war noch nicht übergeben.
FST: Und er hat für das Geschäft bezahlt?
HS: Ja, aber man hat sie sehr--
LSY: --in den [19]50er-Jahren ist sie zurück nach Wien, um das Geschäft zu verkaufen?
HS: Der Papa hat ihr eine Vollmacht gegeben, weil er hat gesagt, er fährt nicht. Sie hat mit der Vollmacht das Haus und das Geschäft verkauft. Für das Haus und das Geschäft haben wir hier keine Wohnung kaufen können. Sie haben die Mama dort--
LSY: --übers Ohr gehaut. Es war also immer ein ambivalentes Gefühl für Sie, in Österreich zu sein?
HS: Es war…ich habe eine Verbindung mit den Leuten dort gehabt…mit den Leuten, mit denen ich gefahren bin. Ich war dort im Geschäft, er war freundlich zu mir…Klautschik hat er…der Besitzer heute.
FST: Aber als du mit der Hela und der Limor gefahren bist, בצל אם זי הייתם בכזה פנסיון, נכון [hebr., ihr wart in einer solchen Pension in Zell am See, richtig]?
HS: מה [hebr., was]?
FST: שנסעת עם הלה ולימור וקרני הייתם בפנסיון בצל אם זי, איך הרגשת שם עם האנשים שאצלם גרתם [hebr., sie reisten mit Hela und Limor und Karni]?
HS: הם היו בסדר אבל הם היו נאצים [hebr., die waren in Ordnung, aber sie waren Nazis].
FST: שגרת עם לימור [hebr., als du mit Limor gewohnt hast]?
HS: כן, הם היו [hebr., ja, die waren]…mehr wie zehn Juden hat er nicht aufgenommen.
LSY: זה מה שהוא אמר [hebr., hat er das gesagt]?
HS:כן [hebr., ja].
FST: את זוכרת את זה? שיותר מעשרה יהודים הוא לא מאחסן אצלו [hebr., erinnerst du dich daran? Dass er nicht mehr als zehn Juden bei sich hat].
HS: Aber zu uns war er sehr anständig. Er hat sich anständig…und auch wenn ich am Abend für sie Kakao oder so bestellt habe, hat er nichts berechnet.
FST: שאם הוא הזמין לה קקאו הוא לא היה לקח כסף. איפה גרתם בוינה? הייתם גם בוינה, איפה גרתם [hebr., wenn er ihr Kakao bestellt hätte, hätte er kein Geld genommen. Wo hast du in Wien gelebt? Sie waren auch in Wien, wo haben Sie gelebt]?
HS: בוינה היינו גרים [hebr., in Wien haben wir gewohnt]…
UP: שהיית איתי…איפה ישנו? ישנו אצל מישהו בבית. [hebr., als du mit mir warst...wo haben wir geschlafen? Wir haben bei jemandem zu Hause geschlafen].
HS: נו כן, לא במלון, פרטי [hebr., na ja, nicht in einem Hotel, privat]. Im 10. Bezirk, in der…
FST: צימר כזה שמשכירים [hebr., ein Art von B&B, zum Vermieten].
LSY: אוקיי, הבנתי [hebr., ok, ich verstehe].
HS:לא קיבלנו [hebr., wir haben nicht erhalten]. Die Hela hat noch bekommen, weil sie war ein Jahr früher auch in Wien…meine Freundin.
LSY: Sie kannte die noch?
UP: לא היה לך קשה לחזור לשם. היא רצתה להראות לי [hebr., es war nicht schwer für dich, dorthin zurückzukehren. Sie wollte es mir zeigen].
HS: רציתי להראות לה [hebr., ich wollte es ihr zeigen].
UP: היא לקחה אותי לבית [hebr., sie hat mich zum Haus gebracht].
HS: הוא הביא אותנו לחצר, לגינה שהייתה שם [hebr., er brachte uns zum Hof, in den Garten, der dort war].
UP: זה היה פעם ראשונה שהיית בבית, איתי [hebr., war das (mit mir) das erste Mal, dass du zu Hause warst]?
HS: פעם הראשונה, כן [hebr., zum ersten Mal, ja].
FST: ואחר כך עם תמי [hebr., und danach mit Tami].
UP: והראת לי איפה שהיה הבית של יוליוס, ממש קרוב [hebr., und du hast mir gezeigt, wo das Haus von Julius ganz in der Nähe war].
HS:כן [hebr., ja]. Im 7. Bezirk. לא רחוק, זה בערך עשר רגעים ברגל [hebr., nicht weit, so ungefähr zehn Sekunden zum Fuß].
HS: Im 7. Bezirk.
LSY: Thaliastraße, vorm Gürtel.
HS: Der Gürtel…Kaiserstraße.
LSY: תודה רבה [hebr., vielen Dank].
HS: בבקשה [hebr., gerne].
[Ende des Interviews.]